Reizdarm / Reizdarmsyndrom (RDS)

Lesedauer: ca. 4 Minuten

Was ist ein Reizdarm (Reizdarmsyndrom (RDS))

Bei Reizdarm oder Reizdarmsyndrom (RDS), einer Funktionsstörung des Magen-Darm-Traktes, bei der das ganze Magen-Darm-System betroffen ist, handelt es sich um eine wahre “Volkskrankheit”. Ca. 20% der Menschen in Industrieländern leiden darunter, wobei etwas häufiger Frauen betroffen sind als Männer. 

Erstmalig tritt die Krankheit, die nicht heilbar ist, zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr auf. Eine organische Ursache liegt normalerweise nicht vor.

Mit einer leichter Form lässt es sich in der Regel gut leben, wohingegen bei einem schwereren Verlauf das Alltagsleben der Betroffenen ggf. schwer eingeschränkt ist und die Krankheit schnell auch zu einer psychischen Belastung werden kann. Ein normales Sozial- und Arbeitsleben ist nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich. Stress kann Symptome verstärken.

Ein Reizdarm oder das Reizdarmsyndrom liegt dann vor, wenn die Beschwerden mindestens seit drei Monaten andauern. Reizdarm ist aber noch lange nicht Reizdarm, den es gibt vier unterschiedliche Reizdarm-Typen, den:

Bauchschmerzen bei Reizdarm / Reizdarmsyndrom

Durchfalltyp: Betroffene leiden vermehrt unter Durchfall, der breiig oder auch beinahe flüssig sein kann. Dieser tritt häufig so plötzlich auf, dass sie es kaum noch oder gar nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette schaffen.

Verstopfungstyp: Beim Verstopfungstyp ist das Gegenteil der Fall. Es ist keine regelmäßige Verdauung möglich und der Stuhl ist mitunter sehr hart.

Schmerztyp: Beim Schmerztypen können schon einfache Darmtätigkeiten Schmerzen verursachen. Zudem leidet er häufig an Bauchschmerzen. Diese können in unterschiedlicher Form auftreten. Bei manchen Patienten treten die Schmerzen eher wellenförmig und krampfart auf, während andere unter permanenten, brennenden,  stechenden oder dumpfen Schmerzen leiden.

Blähungstyp: Beim Blähungstypen entstehen vermehrt Gase im Darm. Die Darmwand wird dadurch übermäßig gereizt, was zu krampfhaften Schmerzen führen kann. Häufig leiden die Betroffenen außerdem unter einem sogenannten Blähbauch, der immer dann entsteht, wenn “Darmwinde” nicht ausreichend entweichen können. Ein solcher Blähbauch kann ebenfalls unangenehme Schmerzen verursachen.

Hinzu kommen Mischformen, zum Beispiel aus Verstopfungstyp und Schmerztyp, Durchfalltyp und Verstofpfungstyp oder auch Blähungstyp und Durchfalltyp.

Was sind die Symptome?

Die Symptome beim Reizdarmsyndrom sind vielfältig. Am häufigsten treten aber Bauchschmerzen, Krämpfe, Durchfall, oder Verstopfung (teilweise auch Kombi aus beidem) und Blähungen auf.

Nach dem Essen kommt es häufig auch zu Sodbrennen, Darmgeräuschen und einem Blähbauch. In der Regel treten die Symptome nur tagsüber auf, nicht aber in der Nacht. Neben den Symptomen, die konkret den Magen-Darm-Trakt betreffen, können auch noch weitere, atypische Symptome auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Depressionen, vermehrte Müdigkeit, Rückenschmerzen, oder auch Angststörungen.

Was sind die Ursachen?

Die konkreten Ursachen für einen Reizdarm sind noch nicht abschließend geklärt. Es gibt lt. Forschung bisher keine eindeutige organische Ursache. Man vermutet jedoch, dass der Botenstoff Serotonin eine große Rolle spielt. Ganz normale Darmbewegungen werden von Betroffenen häufig als schmerzhaft empfunden. Die Kommunikation zwischen dem Nervensystem des Magen-Darm-Traktes und des Gehirns scheint gestört zu sein.

Eventuell kann aber auch eine vorangegangene Entzündung des Magens-Darm-Traktes, ausgelöst durch Bakterien, Auslöser für einen Reizdarm sein.  Auch übermäßiger Stress, Kummer oder Ängste können das Reizdarmsyndrom auslösen.

Sollte man mit einem Reizdarm zum Arzt gehen?

Auch wenn das Reizdarmsyndrom selbst zwar lästig und unangenehm, aber selten gefährlich ist, sollte man damit zum Arzt gehen, um andere,  gefährlichere auch chronische Krankheiten, wie Morbus Crohn, auszuschließen. Man spricht daher auch von einer Ausschlussdiagnose, die der Arzt oder die Ärztin fällt.

Was passiert beim Arzt?

Ist man beim Arzt angekommen, erfolgt zunächst einmal eine gründliche Anamnese. Um die Fragen des Arztes besser beantworten zu können, empfiehlt es sich, im Vorfeld für ein bis zwei Wochen ein Ernährungs- und Stuhlgang-Tagebuch zu führen. Darin wird unter anderem eingetragen, was man wann gegessen und getrunken hat, wie viel das ungefähr war, ob und in welcher Form man danach Schmerzen, Blähungen, Völlegefühl und weitere Symptome hat, etc..

Arztbesuch bei einem Reizdarm

Bei seinen Fragen richtet sich der Arzt nach einem standardisierten Fragebogen, speziell für das Reizdarmsyndrom. Zudem nimmt der Arzt oder die Ärztin verschiedene Untersuchungen vor. Dazu zählen ein Ultraschall, gegebenenfalls eine Darmspiegelung und das gründliche Abtasten des Darmausgangs, äußerlich und auch etwas tiefer drinnen.

Des Weiteren werden Untersuchungen durchgeführt, die notwendig sind, um zum Beispiel Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Infektionen des Magen-Darm-Traktes (chronisch oder akut) und Ähnliches ausschließen zu können.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

So unterschiedlich die Ausprägungen und Symptome des Reizdarmsyndroms, so individuell sind auch die Therapieansätze. Einen allgemeingültigen Therapieansatz für alle Formen gibt es nicht. Folgende Ansätze haben sich aber generell als hilfreich erwiesen.

  • medikamentöser Ansatz
  • homöopathischer Ansatz
  • Änderung des Lebenswandels
  • Yoga, Entspannungsübungen, Meditation

Dabei gibt es natürlich nur “den” Ansatz, der zur Anwendung kommen kann. Häufig werden auch verschiedene Therapieformen miteinander kombiniert. Zum Beispiel eine Änderung des Lebenswandels in Kombination mit Entspannung und homöopathischen Mitteln. Oder auch die konventionelle medikamentöse Therapie in Kombination mit einer Umstellung des Lebenswandels.

Was für Auswirkungen kann ein Reizdarm haben?

Obwohl der Reizdarm allgemein selten gefährlich ist, kann er den Betroffenen, je nach Ausprägung, das Leben schwer machen. Das kann zur Folge haben, dass sich die Menschen zurückziehen, weil sie zum Beispiel Angst haben, nicht mehr rechtzeitig eine Toilette zu erreichen (Durchfalltyp oder Mischtyp), dass Blähungen in den unpassendsten Momenten auftreten, oder dass man sie allgemein riecht (Blähungstyp), oder weil ihre Schmerzen sehr stark sind und sich auch auf ihr allgemeines Wohlbefinden auswirken (Verstopfungstyp).

Neben dem Privatleben kann auch das Arbeitsleben darunter leiden. Vor allem dann, wenn man einem Beruf nachgeht, wo es nicht möglich ist, regelmäßig oder bei Bedarf sofort eine Toilette in der Nähe zu haben.  

Einem Reizdarmsyndrom vorbeugen

Auch wenn sich nicht zu 100% ausschließen lässt, dass im Laufe des Lebens ein Reizdarmsyndrom entsteht, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko dafür verhindern können. So kann es schon hilfreich sein, wenn man Stress vermeidet, wo es nur geht.

Häufig sind es gerade die leckersten Lebensmittel, die das Gefühl auslösen, dass sie die Beschwerden verstärken. Darauf sollte man, auch wenn's schwerfällt, weitestgehend verzichten, oder sie zumindest stark reduzieren.

Ausreichend Wasser trinken wird ja generell empfohlen. Mindestens 2 - 3 Liter sollten es sein. Besonders wichtig ist es, bei einem empfindlichen Magen-Darm-Trakt zu stillen Wasser zu greifen, da dieses am verträglichsten ist. Kaffee, Softdrinks, vor allem solche mit künstlichen Zuckerstoffen, und Alkohol sollten nur in Maßen konsumiert werden.

Geht es ums Essen, ist Vorsicht bei ballaststoffreichen Lebensmitteln geboten. Diese können zwar die Darmaktivitäten anregen, fördern aber zum Beispiel bei Menschen, die eher zu Durchfall neigen, noch eher die Symptome. Auch stark gewürzte Speisen sollten nur in Maßen zu sich genommen werden.

Entspannung hilft beim Reizdarmsyndrom

Zu wenig Bewegung kann außerdem einen trägen Darm begünstigen. Ausreichend Bewegung schafft hier Abhilfe. Bei Krämpfen oder Angespanntheit tut Wärme (Wärmflasche oder Wärmekissen mit Kern- oder Kräuter-Lavendel-Füllung) gut.

Meditation und Entspannungsübungen helfen bei Stress und vertreiben negative Gedanken. Zu guter Letzt: Rauchen Sie nicht oder schränken Sie das Rauchen zumindest stark ein.

Medizinischer Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!

Sabrina Sommer ist seit 2019 Mitarbeiterin der ARDMED. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Krankenpflegerin unterstützt sie uns redaktionell bei der Konzipierung und Erstellung von Fachtexten jeglicher Art. Ihr Schwerpunkt liegt bei der aufsaugenden und ableitenden Inkontinenz, aber auch mit den Produkten des Medizin- und Pflegebedarfs kennt sie sich bestens aus.


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