Reizblase
Lesedauer: ca. 4 Minuten
Was versteht man unter einer Reizblase?
Typische Symptome einer Reizblase
Ursachen für eine Reizblase?
Was tun bei einer Reizblase?
Wer ist von einer Reizblase betroffen?
Muss man mit einer Reizblase zum Arzt?
Was geschieht beim Arztbesuch?
Wie kann man einer Reizblase vorbeugen?
Prognose und Krankheitsverlauf
1. Was versteht man unter einer Reizblase?
Bei der Reizblase handelt es sich um eine Störung der Harnblasenfunktion. Zumeist liegt, anders als beispielsweise bei einer Blasenentzündung oder dem Harnwegsinfekt, keine organische Ursache vor. Hat man mehr als 6 Mal im Jahr mit einer Reizblase zu kämpfen, spricht man von einer chronischen Reizblase.
Die Reizblase ist keine typische Alterserscheinung - auch jüngere Menschen, vor allem Frauen, können an einer Reizblase leiden. Mit zunehmendem Alter nimmt das Risiko zu.
Wie viele Menschen tatsächlich unter einer Reizblase leiden, lässt sich schwer sagen, da es eine hohe Dunkelziffer gibt. Die Scham über das Problem zu sprechen ist sehr groß, sogar beim Arzt oder der Ärztin. Betroffene leiden eher im Geheimen und schränken ihren Alltag auch aus Angst vor unkontrollierbarem Urinverlust stark ein. Ein ähnliches Verhalten lässt sich bei Inkontinenz-Patientinnen und -Patienten beobachten.
2. Typische Symptome einer Reizblase
Die Reizblase zeigt sich anhand vieler Symptome. Dazu zählt vor allem häufiger starker Harndrang (Pollakisurie) trotz kaum gefüllter Blase auch in der Nacht. Von Häufigem Harndrang spricht man, wenn man mindestens 8x innerhalb von 24 Stunden urinieren muss.Dabei spielt es keine Rolle, ob man viel oder wenig Urin verliert.
Auch krampfartige Schmerzen beim Wasserlassen, bzw. am Ende des Wasserlassens (terminale Dysurie) können auf eine Reizblase hindeuten. In weiteres Indiz ist es, wenn nach dem Wasserlassen
keine Linderung der Symptome, bzw. Schmerzen eintritt. Vor allem bei Männern kommt es nach dem Wasserlassen zum sogenannten "Nachtröpfeln".
Aufgrund des plötzlich einsetzenden Harndrangs und in Ermangelung einer nahen Toilette kann es auch schon mal zu unfreiwilligen Abgängen von Urin kommen. (Harninkontinenz)
3. Ursachen für Reizblase?
Wirklich geklärt sind die Ursachen wissenschaftlich noch nicht, aber folgende Faktoren können eine Reizblase begünstigen:
- Unterkühlung
- seelischer Stress
- allgemeine psychische Probleme
- häufige Blasenentzündungen
- hormonelle Schwankungen, zum Beispiel in den Wechseljahren
- Östrogenmangel
- Fremdkörper, wie Blasensteine
- Krankheiten, wie Diabetes Typ 2, Parkinson, Multiple Sklerose
- vorangegangener Schlaganfall
- Rauchen
- Übergewicht
- Gebärmutter- oder Scheidensenkung, häufig bedingt durch eine oder mehrere Schwangerschaften
- Bei Männern gutartige Prostatavergrößerung
Zudem wird vermutet, dass neurologische Störungen Auslöser für eine Reizblase sein können.
4. Was tun bei einer Reizblase?
Auch wenn man eine Reizblase mit ein paar einfachen Hausmitteln nicht geheilt werden kann, so gibt es doch Maßnahmen und Hilfsmittel, die schnelle Linderung der Beschwerden versprechen. Dazu gehört ganz allgemein:
- viel trinken
- Wärme und Ruhe
- Goldrutentee trinken
- häufige Blasenentzündungen oder Harnwegsinfekte vermeiden
Zudem kann man, je nach Ursache, in Rücksprache mit einem Arzt / einer Ärztin Folgendes tun:
- bei psychischen Problemen oder Stress entsprechende Therapie
- Beckenbodentraining
- Blasentraining
- Biofeedback (Elektrostimulation)
Eine Garantie dafür, dass die Reizblase nicht wiederkommt, ist aber auch das nicht.
5. Wer ist von einer Reizblase betroffen?
Frauen sind wesentlich häufiger von einer Reizblase betroffen als Männer. Dabei trifft es nicht nur alte Frauen. Häufig leiden Frauen zwischen ca. 30 Jahren und ca. 50 Jahren vermehrt unter einer Reizblase.
Sind Männer betroffen, dann kann eine Vergrößerung der Prostata eine Reizblase begünstigen. Weitere Faktoren können Tumore, sowie Stress auf der Arbeit und / oder im Alltag sein.
6. Muss man mit einer Reizblase zum Arzt
Ja, zur Abklärung, ob keine organischen Ursachen vorliegen und um eine geeignete, sehr individuelle Therapie festzulegen, sollte man auf jeden Fall einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, wenn man Symptome einer Reizblase bei sich wahrnimmt.
Zwingend notwendig wird ein Arztbesuch, wenn Blut im Urin festgestellt wird, man sich abgeschlagen fühlt und gegebenenfalls auch noch Fieber hinzukommt.
7. Was geschieht beim Arztbesuch?
Bei einem Arztbesuch nimmt der Arzt oder die Ärztin sich zunächst Zeit für eine ausführliche Anamnese und stellt dazu viele Fragen, zum Beispiel zu den Symptomen, möglichen Ursachen und Vorerkrankungen.
Auch das Ess- und Trinkverhalten wird analysiert, weswegen es gegebenenfalls sinnvoll ist, dieses in einem Miktionsprotokoll festzuhalten. Notwendig werden außerdem eine Urin- und Blutuntersuchung. Um einen Harnwegsinfekt auszuschließen, erfolgen außerdem umfangreiche Untersuchungen der Harnröhre.
Besteht der Verdacht auf Blasenkrebs, muss man sich zudem einer Blasenspiegelung unterziehen.
8. Wie kann man einer Reizblase vorbeugen?
Eine Reizblase ist unangenehm und kann den Alltag der Betroffenen stark einschränken, zum Beispiel insofern, dass sie ihr Sozialleben immer stärker einschränken, aus Angst es nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette zu schaffen. Dabei gibt es Einiges, das man tun kann, um einer Reizblase vorzubeugen. Dazu gehören:
- eine angemessene und korrekte Intimhygiene
- Blasentraining nach Absprache mit dem Arzt
- ausreichendes Trinken (mindestens 2 Liter täglich, je nach Alter), gerade wegen des häufigen Harndrangs, sonst besteht die Gefahr, dass sich eine “Schrumpfblase” bildet
- Das Richtige trinken (Wasser, Kräutertees, Saftschorlen)
- Keine oder weniger harntreibende Speisen konsumieren. Dazu zählen Spargel, Reis und auch Kartoffeln.
- Beckenbodentraining
- Entspannungsübungen
- Wärme, zum Beispiel in Form von Sitzbädern
- beim Wasserlassen nicht pressen, sondern laufen lassen
- ggf. aufhören zu rauchen
- ca. zwei Stunden vor dem schlafengehen nach Möglichkeit nichts, oder nichts harntreibendes mehr trinken
9. Prognose und Krankheitsverlauf
Auch wenn die Ursachen für eine Reizblase noch nicht zu 100% wissenschaftlich geklärt sind, kann man sie mit der richtigen Therapie gut behandeln. Eine komplette Heilung ist aber eher selten. Soforthilfe im eigentlichen Sinne ist nicht möglich, aber es gibt Maßnahmen, die helfen können, Beschwerden zu lindern.
Regelmäßige Arztbesuche, um die Reizblase in Schach zu halten, sind wichtig!
Medizinischer Disclaimer
Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!
Über Sabrina Sommer
Sabrina Sommer ist seit 2019 Mitarbeiterin der ARDMED. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Krankenpflegerin unterstützt sie uns redaktionell bei der Konzipierung und Erstellung von Fachtexten jeglicher Art. Ihr Schwerpunkt liegt bei der aufsaugenden und ableitenden Inkontinenz, aber auch mit den Produkten des Medizin- und Pflegebedarfs kennt sie sich bestens aus.