Gebärmuttersenkung

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Was ist eine Gebärmuttersenkung?

Zunächst einmal ist eine Gebärmuttersenkung ein normaler, natürlicher Vorgang, der 30% - 50% aller Frauen im Laufe ihres Lebens betrifft. Die Gebärmutter sinkt dabei im Becken in Richtung Scheide ab. Häufig sinken zusätzlich auch noch die Blase und / oder der Mastdarm sowie die Scheide selbst. In vielen leichten Fällen bleibt die Gebärmuttersenkung unbemerkt und verursacht keine Beschwerden. Diese treten meist erst bei einer stärkeren Senkung auf. Dabei trifft es nicht nur ältere Frauen, auch jüngere können betroffen sein.

Was ist die Ursache für eine Gebärmuttersenkung?

Neben dem natürlichen Vorgang der Senkung gibt es noch verschiedene Faktoren, die diese begünstigen und verstärken können. Dazu zählen vor allem:

  • eine Schwächung des Beckenbodens
  • Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren
  • natürliche Geburt(en) ohne Kaiserschnitt (vaginale Geburt(en))
  • die Erschlaffung des Bindegewebes im Alter*
  • häufiges schweres Heben, zum Beispiel im Job
  • starkes Übergewicht
  • chronischer Husten
  • häufige oder gar chronische Verstopfung
  • Veranlagung, beziehungsweise eine angeborene Lageanomalie der Gebärmutter
Beckenbodenübungen helfen bei Gebärmuttersenkung

*Hier sind sich Expertinnen und Experten nicht sicher, wie groß der Einfluss auf die Gebärmuttersenkung wirklich ist.

Was sind die Anzeichen für eine Gebärmuttersenkung?

Eine Senkung der Gebärmutter muss nicht immer mit Symptomen verbunden sein, vor allem dann nicht, wenn es sich um eine sehr leichte Senkung handelt. Schreitet die Gebärmuttersenkung aber voran, können unangenehme Symptome auftreten. So verspüren Frauen zum Beispiel häufig ein Fremdkörpergefühl in der Scheide oder ein schmerzhaftes Ziehen im Unterleib. Ebenfalls nicht unüblich sind daher auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Sehr häufig kommt es bei einer etwas stärkeren Gebärmuttersenkung auch zu einer leichten Belastungsinkontinenz. Diese zeigt sich durch unwillkürlichen Urinabgang, wenn man lacht, niest, hustet, hüpft oder etwas Schweres hebt. 
Viele Frauen klagen auch über ein vermehrtes Auftreten von Harnwegsinfektionen, zum Beispiel in Form einer Blasenentzündung und Schmerzen beim Wasserlassen.

In fortgeschrittenem Stadium kann es zu weiteren, teils schwerwiegenden Beschwerden kommen. Dazu zählen eine unvollständige Entleerung der Blase, oder auch Verstopfungen beziehungsweise unvollständige Darmentleerungen. Senkt sich die Gebärmutter besonders weit ab, kommt es sogar vor, dass der Gebärmutterhals von außen tastbar ist oder sich die Scheide nach vorn wölbt. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Blasenvorfall (Zystozele) kommen. Dabei schiebt sich die Blase in Richtung Scheide. Auch ein Gebärmuttervorfall ist möglich. Dieser kommt aber recht selten vor.

Muss man mit einer Gebärmuttersenkung zum Arzt?

Wenn die ersten Beschwerden auftreten und die Lebensqualität anfängt, darunter zu leiden, sollte man eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen aufsuchen. Je länger die Gebärmuttersenkung unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko, dass sich die Symptome verschlimmern.

Was passiert beim Arzt?

Im Arztgespräch findet zunächst einmal eine umfangreiche Anamnese statt. Zum Teil kommen dabei auch standardisierte Fragebögen zum Einsatz, die speziell auf das Thema Gebärmuttersenkung abgestimmt sind.  Des Weiteren finden verschiedene körperliche Untersuchungen, unter anderem zur Urodynamik, eine Messung zur Funktion der Harnblase. Ist die Ärztin oder der Arzt zu einer Diagnose gekommen, erfolgt die Festlegung einer individuell geeigneten Therapie, bei der im Optimalfall die Lebensumstände der Patientin und der Grad der Senkung berücksichtigt werden.

Bei einer leichten Senkung hilft häufig gezieltes Beckenbodentraining, anfangs am besten unter professioneller Anleitung. Bei etwas fortgeschrittener Senkung können spezielle Pessare (nicht zu verwechseln mit einem Diaphragma zur Verhütung) helfen. Sie bestehen zumeist aus anti-allergischem Naturkautschuk, Silikon oder Kunststoff und sind entweder eher starr oder leicht zusammenpressbar, was das Einführen erleichtert.

Schalen- oder Ringpessare werden in der Regel von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt eingesetzt und können zwischen 6 und 8 Wochen im Körper verbleiben. Dann sollten sie ausgetauscht oder professionell gereinigt und neu eingesetzt werden. Andere Pessarformen können nach einer kurzen Einweisung durch den Frauenarzt / die Frauenärztin auch von den Frauen selbst eingeführt und nur bei Bedarf getragen werden.

Pessare haben eine stützende Funktion und heben gleichzeitig den Harnleiter an. Die Beschwerden, zum Beispiel einer Belastungsinkontinenz, werden dadurch erheblich gelindert. Es gibt sie in vielen verschiedenen Formen. Dazu zählen das / der:

  • Schalen- und Ringpessar
  • Würfelpessar (ideal bei stärkerer Senkung)
  • Pelotten-Pessar
  • Conti-Ring
  • Schaumstoff-Pessar
  • Hartgummi-Schalenpessar

In schweren Fällen gibt es verschiedene Operationsmöglichkeiten (Anheben, stützen oder fixieren der Gebärmutter, Blase oder Scheide) die in Frage kommen können. Eine dauerhafte Heilung ist dadurch aber nicht garantiert.

Daher wird heutzutage sehr genau abgewogen, ob es keine Alternative zur OP gibt, da diese wie jede OP auch immer Risiken birgt. 

Wie kann man einer Gebärmuttersenkung vorbeugen?

Einer kompletten Gebärmuttersenkung vorbeugen kann man vermutlich nicht, da es sich um einen natürlichen Prozess handelt, der zunächst auch einmal nicht schädlich ist. Grundsätzlich ist es aber alleine schon um die Kontinenz, also die Fähigkeit, Harn (und Stuhl) willkürlich abgeben zu können, aufrechtzuerhalten sinnvoll, folgende Maßnahmen zu ergreifen. Hier sei vor allem Sport oder allgemein Bewegung als hilfreiche Maßnahme genannt. Dabei sollte man auf Sportarten verzichten, bei denen viel gehüpft oder anderweitig eine starke Belastung auf den Beckenbodenbereich ausgeübt wird. Anstatt Joggen, Tennis oder Squash empfehlen sich eher sanfte Sportarten, wie Schwimmen, Radfahren, Walken, Wandern, Pilates oder Yoga. Alternativ ist es sinnvoll, möglichst schon im jungen Alter regelmäßig Beckenbodentraining zu machen.

Ebenso wichtig, aber vielen vermutlich gar nicht so bewusst: nicht oder kaum pressen beim Wasserlassen und optimalerweise auch beim Stuhlgang. Beim Wasserlassen sollte man es tatsächlich einfach “laufen lassen”, denn das Pressen belastet den Beckenboden zusätzlich und durch einen schwachen Beckenboden kann eine Gebärmuttersenkung begünstigt werden.

Pilates oder Gymnastik hilft bei Gebärmuttersenkung

Ergänzend zu den bereits genannten Maßnahmen empfiehlt es sich auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung zu achten, ausreichend zu trinken (viel Wasser und Tees, kaum zuckerhaltige Getränke, Kaffee und Alkohol), auf das Rauchen zu verzichten und starkes Übergewicht zu vermeiden.

Medizinischer Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!

Über Sabrina Sommer

Sabrina Sommer ist seit 2019 Mitarbeiterin der ARDMED. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Krankenpflegerin unterstützt sie uns redaktionell bei der Konzipierung und Erstellung von Fachtexten jeglicher Art. Ihr Schwerpunkt liegt bei der aufsaugenden und ableitenden Inkontinenz, aber auch mit den Produkten des Medizin- und Pflegebedarfs kennt sie sich bestens aus.



Artikel 1 - 7 von 7