Extraurethrale Inkontinenz

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Was ist eine extraurethrale Inkontinenz?

Bei der extraurethralen Inkontinenz handelt es sich um eine Form der Harninkontinenz. Sie macht sich dadurch bemerkbar, dass Betroffene Urin nicht über die Harnröhre, sondern über die Bauchhaut, die Scheide oder den Anus verlieren. Das verrät ein Stück weit schon der Name, denn “extraurethral” bedeutet “außerhalb der Harnröhre”. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Unter den vielen verschiedenen Inkontinenzformen zählt sie zu den eher seltenen.

Was sind die Ursachen?

Die Ursachen für eine extraurethrale Inkontinenz sind vielseitig und können zweierlei Ursprungs sein. Zum einen gibt es angeborene Ursachen, wie Fehlbildungen oder Fehlleitungen des Harnleiters oder der Harnröhre. Diese treten hauptsächlich bei Kindern auf. Bei Erwachsenen hingegen ist die Fehlbildung, meist eine Art von Fistel, nicht angeboren, sondern hat sich im Laufe der Jahre entwickelt, zum Beispiel nach einer Geburt, Operation, Bestrahlung oder nach einer Verletzung des Unterleibs.

Extraurethrale Inkontinenz

Mit einer Beckenbodenschwäche oder neurologischen Blasenfunktionsstörungen hat die extraurethrale Inkontinenz aber nichts zu tun. Auch die Speicherfunktion der Blase ist meist in keiner Weise eingeschränkt.

Was sind Fisteln?

Unter dem Begriff “Fistel” versteht man krankhafte Verbindungskanäle im Inneren des Körpers. Diese liegen beispielsweise zwischen einem Organ und der Haut. Unterschieden werden sie zwischen Harnleiterfisteln (ureter), Blasenfisteln und Fisteln der Harnröhre (urethral).

Wie unterscheiden sich die Fisteln?

Die Fisteln unterscheiden sich vor allem zwischen ihrem Entstehungsort und den Körperbereichen, zu denen sie Verknüpfungen aufbauen.

Harnleiterfisteln = Verbindungen zwischen dem Harnleiter und dem Darm, der Vagina, dem Uterus oder der Bauchhaut

Blasenfisteln = Verbindungen zwischen der Blase und der Bauchhaut, der Gebärmutter und der Scheide

Fisteln der Harnröhre = Verbindungen zwischen der Haut und der Vagina

Welche Symptome zeigen sich bei einer extrauretharalen Inkontinenz?

Das Hauptsymptom einer extraurethralen Inkontinenz ist der dauerhafte, unkontrollierte Harnverlust über Ausgänge abseits des Harnleiters.

Mit extraurethraler Inkontinenz zum Arzt?

Auf jeden Fall sollte man so schnell wie möglich eine Arztpraxis aufsuchen, wenn man plötzlich und unkontrolliert Urin verliert, um die Ursache abklären zu lassen. In der Praxis erfolgt zunächst eine umfangreiche Anamnese, gefolgt von körperlichen und bildgebenden Untersuchungen. Dabei lässt sich die genaue Lage der Fistel feststellen.

Im Vorfeld des Arztbesuches empfiehlt es sich, ein Trink- und Miktionsprotokoll zu führen, um zu dokumentieren, wann wie viel Urin abgegangen ist. Das erleichtert das Anamnesegespräch. Weitere wichtige Untersuchungen sind eine Ausscheidungsurographie, Urinsediment / Urinkultur, eine Sonographie des unteren und oberen Harntraktes sowie eine Blasenspiegelung.  

Unfreiwilliger Urinverlust - extraurethrale Inkontinenz

Was hilft bei einer extrauretharalen Inkontinenz?

Kurzfristig hilft bei beiden Formen der extraurethralen Inkontinenz die Nutzung von passendem aufsaugendem oder ableitendem Inkontinenzmaterial dabei Malheure zu verhindern und die Kleidung trocken zu halten. Je nachdem, wo der Urin abfließt können das Inkontinenzpants oder Klebewindeln für Erwachsene sein. Manchmal hilft auch schon eine Einlage oder Vorlage. In der Nacht kann zusätzlich auch eine wiederverwendbare oder Einweg-Matratzenauflage dabei helfen, Kleidung und Bett sauber zu halten.

Langfristig kann bei einer angeborenen Fehlbildung aber auch eine Korrektur mittels Operation ein Mittel der Wahl sein. Erworbene Fisteln hingegen werden zumeist operativ verschlossen, so dass der Harn wieder kontrolliert und auf natürlichem Weg abgehen kann.

Wichtig zu wissen: Eine Operation ist nur dann problemlos möglich, wenn die eigentliche Blasenfunktion nicht eingeschränkt ist, also keine neurologischen Störungen vorliegen und der Schließmuskel einwandfrei funktioniert. Ist dies nicht der Fall, muss zunächst geschaut werden, ob und wie die Funktion wiederhergestellt werden kann, bevor die Fehlbildung korrigiert oder die Fistel verschlossen wird. 

Medizinischer Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!

Über Ursula Hofstetter

Ursula Hofstetter ist seit 2016 Mitarbeiterin der ARDMED. Ihre Fachexpertisen liegen im Bereich Altenpflegeprodukte und der stationären Langzeitpflege. 2017 hat sie sich zur zertifizierten Inkontinenz-Fachberaterin weiterbilden lassen.


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