Harnverhalt (Ischurie)

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Was ist ein Harnverhalt?

Wenn die Blase stark gefüllt ist, aber Betroffene trotz Harndrang bewusst kein (oder kaum) Wasser lassen können, spricht man von einem Harnverhalt. Dabei muss zwischen dem akuten und dem chronischen Harnverhalt unterschieden werden.

Beim akuten Harnverhalt wird die Harnröhre plötzlich blockiert, so dass kein Urin mehr abgehen kann. Diese Form ist enorm schmerzhaft und muss sofort im Krankenhaus behandelt werden. Daher gilt es direkt die 112 anzurufen.

Der chronische Harnverhalt ist weniger oder gar nicht schmerzhaft und Betroffene können auch noch ein bisschen Wasser lassen. Allerdings nur sehr eingeschränkt.

Welche Ursachen / Risikofaktoren begünstigen einen Harnverhalt?

Mögliche Ursachen für einen Harnverhalt gibt es viele. Anatomische Ursachen können zum Beispiel bei Männern zum Beispiel eine gutartige Prostatavergrößerung und bei Frauen meist eine gynäkologische Erkrankung, zum Beispiel eine Organsenkung sein. Häufig kommt es auch in den ersten Schwangerschaftswochen zu einem Harnverhalt, da sich in dem Zeitraum die Gebärmutter noch stark weitet und so ein Harnabfluss verhindert wird.

Starke Schmerzen bei einem Harnverhalt

Zudem können Wucherungen, zum Beispiel von Narben, oder bösartige Tumore den Harnabfluss blockieren. Kommt der Harnverhalt bei Kindern, speziell bei kleinen Jungen vor, sind häufig Harnröhren- oder Urethralklappen die Ursache. Betroffene Kinder können bereits als Fötus im Mutterleib einen Harnverhalt bekommen. Auch Blasensteine, Nierensteine oder Harnsteine können, je nach Position, einen Harnverhalt begünstigen. Dies kann Frauen und Männer gleichermaßen betreffen.

Infektionen wie eine Entzündung der Harnröhre oder Blase (beide Geschlechter), eine Prostatitis (Prostataentzündung) bei Männern oder vaginale Entzündungen bei Frauen können ebenfalls Ursache sein. Des Weiteren können neurologische Faktoren, wie u. A. bei einer diabetischen Polyneuropathie (schlecht eingestellter Blutzuckerspiegel bei Diabetes mellitus), einem offenen Rücken (Spina bifida), der Multiplen Sklerose eine Rolle spielen.

Gleiches gilt für bestimmte Angststörungen oder häufigen Stress. Betroffene verkrampfen ihre Blasenmuskeln so stark, dass sie nicht in der Lage sind, Wasser zu lassen. Vor allem dann nicht, wenn sie ein öffentliches WC benutzen müssten. Nicht zu unterschätzen ist auch der pharmakologische Einfluss. So können manche Medikamente, wie Antidepressiva, Neuroleptika oder auch das Beruhigungsmittel Diazepam ein Auslöser für den Harnverhalt sein.

Welche Symptome zeigen sich beim Harnverhalt?

Man muss zwischen akutem und chronischem Harnverhalt unterscheiden.

Symptome bei akutem Harnverhalt sind:

  • Unfähigkeit die Blase trotz starkem Harndrang zu entleeren
  • starke, kolikartige Schmerzen
  • sichtbar geschwollener Unterbauch, bedingt durch die übervolle Blase

Symptome bei chronischem Harnverhalt sind:

  • Schwierigkeiten die Blase bewusst überhaupt, oder vollständig zu entleeren
  • Vermehrter Harndrang bei maximal leichtem tröpfeln
  • Überlaufinkontinenz
  • Harndrang, obwohl man gerade erst auf dem WC war
  • Blut im Urin

Ist ein Harnverhalt gefährlich?

Ein vollständiger Harnverhalt ist sehr gefährlich, da es zu Blasenrissen oder einem Urinstau bis hinauf ins Nierenbecken kommen kann. Kommt es zum akuten Harnverhalt, muss man sofort die 112 rufen und sich im Krankenhaus behandeln lassen. Im schlimmsten Fall kann es sonst zu einem Blasenriss kommen.

Mit Harnverhalt zum Arzt?

Auf jeden Fall sollte man mit einem Harnverhalt, beziehungsweise schon mit ersten Symptomen, eine Arztpraxis aufsuchen, um die Ursachen zu ermitteln und entsprechend behandeln zu lassen.

Wie erfolgt die Diagnose?

Handelt es sich um einen chronischen Harnverhalt, erfolgt die Diagnose durch eine ausführliche Anamnese, bei der viele Fragen gestellt werden. Zum Beispiel über den genauen Ort der Schmerzen, wie lange sie schon andauern, wie das Ess- und Trinkverhalten ist, ob man noch ein bisschen Wasserlassen kann oder auch ob der Harndrang gestiegen ist. Hinzu kommt in der Regel eine Ultraschalluntersuchung, um etwaige Wucherungen, oder auch Blasen-, Nieren- oder Harnsteine feststellen zu können. Häufig wird man auch gebeten, in der Praxis auf die Toilette zu gehen und Wasser zu lassen. Im Anschluss erfolgt eine Restharnmessung.

Bei akutem Harnverhalt wird zunächst einmal ein Katheter gelegt, um die Patientin / den Patienten zu entlasten und die überfüllte Blase leer laufen zu lassen. Erst dann werden Untersuchungen, wie zum Beispiel die Restharnbestimmung und ein Ultraschall vorgenommen. Bei beiden Formen wird zudem auch immer Blut abgenommen. Weitergehende Untersuchungen sind eine Blasenspiegelung und eine Biopsie.

Was tun bei einem Harnverhalt?

Bei einem akuten Harnverhalt sollte man umgehend die 112 anrufen und sich, oder eine betroffene Person während des Wartens auf den Krankenwagen so lagern, dass es halbwegs erträglich ist. Sind nicht Sie selbst, sondern eine andere Person betroffen, kümmern Sie sich um sie, behalten die Vitalfunktionen im Auge und sprechen Sie mit ihr, um sie abzulenken und ihr ein bisschen Geborgenheit zu geben.

Im Krankenhaus werden dann die Schmerzen gelindert und Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache zu finden. Steht die Ursache fest, werden weitere Schritte besprochen, um selbige zu behandeln.

Im Falle eines chronischen Harnverhalts können Sie zunächst einmal versuchen, den Konsum von stark harntreibenden Getränken zu reduzieren. Dazu zählen vor allem Kaffee, Cola, Grüntee und Schwarztee.

Zudem empfiehlt sich ein regelmäßiges Blasentraining. Dadurch lernt man, die Blase besser zu kontrollieren. Ergänzend dazu kann man ein Trink- und Miktionsprotokoll führen. Bewährt haben sich vor allem bei Frauen auch Wärme- und Entspannungstherapien. Zum Beispiel durch warme Bäder oder auch sanfte Yogaübungen und Meditation.

Entspannungsbad hilft bei Harnverhalt

Halten die Beschwerden an, sollte man aber auf jeden Fall auch eine Arztpraxis aufsuchen.

Medizinischer Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!

Über Ursula Hofstetter

Ursula Hofstetter ist seit 2016 Mitarbeiterin der ARDMED. Ihre Fachexpertisen liegen im Bereich Altenpflegeprodukte und der stationären Langzeitpflege. 2017 hat sie sich zur zertifizierten Inkontinenz-Fachberaterin weiterbilden lassen.



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