Bandscheibenvorfall
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Wo befinden sich die Bandscheiben?
Die Bandscheiben befinden sich zwischen den knöchernen Wirbeln der Wirbelsäule. Ein Mensch hat 23 Bandscheiben, die aus zwei Teilen bestehen. Der innere Kern besteht aus einer gallertartigen Masse. Er wird von einer festen Faser-Membran, bzw. einem Faserring umgeben.
Welche Funktion haben Bandscheiben?
Die Bandscheiben wirken wie ein Stoßdämpfer zwischen den knöchernen Wirbeln. Zudem wird die Wirbelsäule durch die Bandscheiben in sämtliche Richtungen beweglich gehalten.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Beim Bandscheibenvorfall handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelsäule. Dabei kommt es zu einer Verschiebung des gallertartigen Kerns in Richtung der Spinalnerven. Man unterscheidet in 3 Formen des Bandscheibenvorfalls:
Diskusprotrusion: Der gallertartige Kern verlagert sich in einen Riss des Faserrings, der sich dadurch vervölbt. Die Wölbung drückt auf die Spinalnerven, welche entlang der Wirbelsäule verlaufen und reizen diese. Dadurch entstehen Schmerzen.
Diskusprolaps: Das Bandscheibenmaterial tritt aus dem Faserring aus.
Diskussequester: Unter dem Diskussequester versteht man Bandscheibenmaterial, das keine Verbindung mehr zur Bandscheibe hat. Dieser Fall ist aber eher selten.
Wie bekommt man einen Bandscheibenvorfall?
Mit dem 20. Lebensjahr wird der Fasserring anfälliger für Beschädigungen. Die Gefäßversorgung nimmt ab. Verletzungen können kleine Risse verursachen, die nicht mehr verheilen. In diese kann die gallertartige Masse eintreten, wodurch sich der Faserring verändert. Kommt es zu einer Vorwölbung zu den Spinalnerven hin, spricht man von einem Bandscheibenvorfall.
Was sind die Symptome eines Bandscheibenvorfalls?
Das Hauptsymptom eines Bandscheibenvorfalls sind Schmerzen. Wichtig dabei ist, dass man sich die Dauer, Stärke und den Ort des Schmerzes genauer betrachtet. So unterscheidet man zwischen akuten Schmerzen, die weniger als sechs Wochen anhalten, subakuten Schmerzen, mit einer Dauer zwischen 6 und 12 Wochen und chronischen Schmerzen. Davon spricht man, wenn sie länger als 12 Wochen bestehen.
Die Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall sind eher stechend und “einschießend”. Zudem können die Schmerzen, je nach Ort des Vorfalls, in Arme, Beine oder in den Hüftbereich ausstrahlen.
Wird der Ischiasnerv, also der dickste Nerv im Körper eingeklemmt, strahlen die Schmerzen meist über das Gesäß, am Bein entlang bis hinunter in den Fuß. Gerade diese Schmerzen werden bei Bewegung oft schlimmer. Fachleute sprechen in diesem Falle von einer Ischialgie. Im Volksmund ist hingegen meist nur vom “Ischias” die Rede.
Weitere Begleitsymptome bei Bandscheibenvorfall allgemein können Taubheits- oder Kribbelgefühle oder allgemeine Missempfindungen sein. Auch neurologische Probleme treten vor allem bei einem Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule häufig auf. Dazu zählen neben verminderten Reflexen und neurologischen Ausfällen oder Lähmungserscheinungen auch Harninkontinenz-Beschwerden. Das heißt, Urin kann nicht mehr bewusst gehalten und abgegeben werden, sondern geht unbeabsichtigt ab. Nicht immer, aber oft handelt es sich in diesen Fällen um Notfälle, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Was sind Ursachen / Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall?
Ein Bandscheibenvorfall ist zumeist die Folge von degenerativen Prozessen, die natürlicherweise vorkommen. Umgangssprachlich spricht man von Verschleiß. Dabei muss es sich aber nicht zwingend um Alterserscheinungen handeln. Bandscheibenvorfälle können durchaus auch schon in jüngeren Jahren vorkommen, zum Beispiel durch Fehlstellungen, Übergewicht, Bewegungsmangel, erhöhte Belastung, zum Beispiel bei der Arbeit, Hohlkreuz oder eine Fehlstellung der Wirbelsäule. Eher selten sind Bandscheibenvorfälle, die durch einen Unfall verursacht wurden.
Wer ist von einem Bandscheibenvorfall betroffen?
Am häufigsten sind Menschen zwischen dem dreißigsten und fünfzigsten Lebensjahr von einem Bandscheibenvorfall betroffen. ca. 63% aller Bandscheibenvorfälle entstehen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS), ca. 35% im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) und nur ca. 2% liegen im Bereich der Brustwirbelsäule. Insgesamt sind Männer doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Mit Bandscheibenvorfall zum Arzt?
Mit einem Bandscheibenvorfall sollte man auf jeden Fall zum Arzt, da es zum Beispiel zu einem sogenannten “Wurzeltod” kommen kann. Das bedeutet, die Nerven sterben ab, was wiederum zu weit schwerwiegenderen Problemen führen kann. Einfach nur eine Schonhaltung einzunehmen und zu hoffen, dass der Vorfall von allein weggeht, ist meist keine gute Idee.
Wie erfolgt die Diagnose Bandscheibenvorfall?
Zunächst einmal erfolgt eine ausführliche Anamnese, bei der der Arzt / die Ärztin viele Fragen zu den Symptomen und möglichen Ursachen stellt. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der man sich komplett entkleiden muss. Zusätzlich erfolgen eine MRT-Aufnahme und ein Röntgen (Magnetresonanztomographie). In Ausnahmefällen, zum Beispiel falls Knochenbrüche vermutet werden, wird auch ein CT (Computertomographie) gemacht.
Wie sieht die Therapie bei einem Bandscheibenvorfall aus?
In der Regel erfolgt die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls konventionell und ohne Operation. Bei der Therapie spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wichtig ist vor allem die gezielte Physiotherapie. Dabei wird gezielt die Rückenmuskulatur gestärkt. Zudem wird daran gearbeitet, eventuelle Haltungsschäden, welche den Bandscheibenvorfall begünstigen, zu korrigieren. Auch Entspannungsübungen und Wärme können zum Einsatz kommen.
Ergänzend dazu erfolgt meist eine medikamentöse Schmerztherapie, sowie eine Ergotherapie. In der Ergotherapie lernt man konkret, wie man künftig sitzen, stehen und liegen muss, um einem erneuten Bandscheibenvorfall vorzubeugen.
Wichtig zu wissen: Keinesfalls sollte man mit einem Bandscheibenvorfall nur Bettruhe halten. Spätestens nach 2 - 3 Tagen ist es wichtig, mit den zuvor genannten Maßnahmen zu beginnen.
Einem Bandscheibenvorfall vorbeugen
Da Veränderungen an den Bandscheiben ein altersbedingter, degenerativer Prozess sind, kann man einem Vorfall nicht zu hundert Prozent vorbeugen. Allerdings lässt sich das Risiko minimieren, indem man versucht, Übergewicht zu vermeiden, auf eine gute, rückengerechte (ergonomische) Körperhaltung achtet, zum Beispiel im Büro, und vor allem schwere Gegenstände korrekt hebt (aus den Knien heraus). Auch gezieltes Rückentraining und Sportarten wie Schwimmen können bei der Prävention helfen.
Medizinischer Disclaimer
Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!
Über Ursula Hofstetter
Ursula Hofstetter ist seit 2016 Mitarbeiterin der ARDMED. Ihre Fachexpertisen liegen im Bereich Altenpflegeprodukte und der stationären Langzeitpflege. 2017 hat sie sich zur zertifizierten Inkontinenz-Fachberaterin weiterbilden lassen.