Verreisen mit Inkontinenz - Tipps und Tricks für eine gute Reise
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Liebe Leserinnen und Leser,
der jährliche Sommerurlaub, für viele Menschen gehört das zu den selbstverständlichen Highlights des Jahres. Doch wie ist es bei Menschen mit Inkontinenz? Können sie auch einfach spontan in den Urlaub fahren? Die schlechte Nachricht lautet: “leider nein.” Ein paar Vorbereitungen und Maßnahmen müssen schon getroffen werden, damit auf der Reise alles gut läuft. Welche das sind, stellen wir Ihnen nachfolgend einmal genauer vor.
Punkt 1: Recherche zum Reiseland / Reiseort
Vor allem vor längeren Urlauben und bei Reisezielen, die man noch nicht kennt, empfiehlt es sich zu recherchieren, ob es vor Ort gegebenenfalls Geschäfte gibt, die das benötigte Inkontinenzmaterial oder eine adäquate Alternative anbieten. Haben Sie ein Ferienhaus / eine Ferienwohnung gemietet und beziehen Ihre Einlagen, Pants oder Slips über unseren Online-Shop, fragen Sie rechtzeitig beim Kundenservice nach, ob es nicht möglich ist, die benötigten Produkte ans Urlaubsziel zu senden.
Häufig kann das nach Rücksprache organisiert werden, wenn es sich um Länder handelt, in die wir auch allgemein liefern. Dazu zählen zum Beispiel die Niederlande, Belgien, Österreich oder Luxemburg. Natürlich stellt es auch innerhalb Deutschlands normalerweise kein Problem dar.
Punkt 2: Ausreichend Inkontinenzmaterial mitnehmen
Möchte, oder kann man das Inkontinenzmaterial nicht mit an den Urlaubsort bestellen, sollte man darauf achten, vorab genug Einlagen, Pants, Klebewindeln oder Katheter (+ Beutel) einzupacken und diese zusätzliche Gepäck gegebenenfalls auch einzukalkulieren, wenn man mit dem Flugzeug, oder dem Zug verreist.
ISK-Patientinnen und Patienten benötigen bei Flugreisen oft auch einen ISK-Pass, beziehungsweise ein Reisezertifikat, durch das sie sich entsprechend ausweisen können, Inkontinenz-Patientinnen und Patienten einen entsprechenden Patientenpass.
Punkt 3: Rechtzeitig bestellen
Egal, ob man Inkontinenzprodukte zum Urlaubsort bestellt oder von daheim mitnimmt, denken Sie daran, die Sachen rechtzeitig zu bestellen. In Zeiten von Rohstoffmangel, hohen Krankenständen und Personalmangel in fast allen Branchen kann es zu längeren Lieferzeiten kommen. Das sollte einkalkuliert werden, damit alles rechtzeitig ankommt.
Außerdem wichtig: Nehmen Sie zusätzlich Medikamente gegen Ihre Inkontinenz, achten Sie darauf, auch davon genug auf Vorrat zu haben und gehen Sie gegebenenfalls zeitig genug zum Arzt, um sich ein neues Rezept ausstellen zu lassen. Lösen Sie dieses dann am besten auch direkt ein und verstauen Sie das Medikament / die Medikamente direkt in Ihrer Reiseapotheke. Apropos Reiseapotheke: Zur Sicherheit empfiehlt es sich, auch Medikamente gegen Durchfall, Blasenentzündung und ähnliche Erkrankungen einzupacken, die sich negativ auf Ihre Inkontinenz auswirken können.
Punkt 4: Das passende Fortbewegungsmittel
Fahren Sie mit dem Auto, kennen Sie das Fahrzeug in der Regel, denn es ist ja meistens ihr eigenes. Reisen Sie aber mit dem Zug, Flugzeug oder Reisebus, ist es sinnvoll, sich mit dem Fortbewegungsmittel auseinanderzusetzen. So haben zwar die meisten Flugzeuge und Reisebusse WCs, aber nicht immer funktionieren diese auch oder sind im Fall von Reisebussen aus mehr oder weniger realen Gründen gesperrt. Das kann schon für Menschen ohne Inkontinenz eine große Herausforderung sein. Für Betroffene ist es dementsprechend noch um ein Vielfaches schlimmer. Kontaktieren Sie daher vorab das Reiseunternehmen und versuchen herauszufinden, wie das WC-Problem dort gehandhabt wird. Das minimiert zumindest das Risiko, unliebsame Überraschungen zu erleben.
Reisen Sie mit der Bahn, bringen Sie in Erfahrung, ob in allen geplanten Zügen auch Toiletten vorhanden sind. Bei Fernreisezügen, wie ICE, IC, TGV oder FlixTrain sollte das eine Selbstverständlichkeit sein, aber bei kleineren Regionalzügen ist es das oftmals nicht. Auch hat nicht jeder kleine Bahnhof, auf dem man eventuell umsteigen muss, eine öffentliche oder gar barrierefreie Toilette. Und wenn doch, dann sind die Umsteigezeiten so eng getaktet, dass keine Zeit bleibt, zwischendurch nochmal das WC aufzusuchen.
All das gilt es bei der Wahl des richtigen Fortbewegungsmittels zu beachten.
Punkt 5: “Notfalltasche” für die Reise packen
Wir kennen es doch alle, auf Reisen kann es zu unvorhergesehenen Ereignissen und Verzögerungen kommen. Bei Reisen mit dem Auto sind das meistens Staus oder Pannen, verreist man mit dem Zug und / oder dem Flugzeug, sind oft Verspätungen, Turbulenzen oder "Personenschäden auf der Fahrbahn” die Ursache. Damit es in solchen Fällen nicht zu kleineren oder größeren “Unfällen” kommt, sollte stets eine Tasche mit Wechselsachen dabei sein. Die wichtigsten Wechselsachen sind:
- ausreichend Ersatzeinlage(n), Pants, Slips, Katheter
- ggf. Unterhose
- Jeans / Rock / Strumpfhose
- ggf. Oberteil, für den Fall, dass dieses auch was abbekommt
- Feuchte Tücher zur Reinigung des Intimbereichs
- DryBag oder zur Not Plastiktüte, in der die nasse Kleidung sicher verstaut werden kann
- ggf. Einweghandschuhe und Desinfektionsmittel, wenn man sich regelmäßig selbst katheterisiert (ISK)
Besonders wichtig für Flugreisende: Die Notfalltasche gehört ins Handgepäck, für den Fall, dass das Hauptgepäck auf dem Transport verloren geht und gar nicht, oder eventuell verspätet, am Reiseziel ankommt!
Im Auto und im Zug / Reisebus gehört die Notfalltasche an Ihren Platz, oder besser gesagt an einen Ort, wo sie schnell greifbar ist.
Punkt 6: Reiseroute planen
Besonders für Inkontinenz-Patientinnen und Patienten, die mit dem Auto verreisen, ist es wichtig, die Reiseroute gut zu planen. Das bedeutet, man sollte sich vorab die Fragen stellen:
- Wo sind Raststätten mit WC auf der Strecke?
- Gibt es dort, falls nötig, Toiletten für Menschen mit Behinderung?
- Benötige ich den Euroschlüssel für die WCs und wo bekomme ich ihn?
- Sind die Toiletten kostenpflichtig? (Vorsichtshalber Kleingeld einstecken!)
- Gibt es für den Fall eines Staus Ausweichrouten mit Raststätten, Tankstellen oder Gastronomie (Öffnungszeiten und Ruhetage beachten!)?
- Kann ich (kostenlose) Apps verwenden, zum Beispiel die WC-Finder App und die HandicapX App, die mir zum Beispiel anzeigen, wo sich Toiletten befinden, wie sauber diese sind, ob ich dafür meinen Euroschlüssel nutzen kann, und vieles mehr. Beide Apps gibt es sowohl für iOS im AppStore als auch für Android im Google PlayStore.
- Gelten die Apps auch im Ausland, bzw. in welchen Ländern gibt es ähnliche Apps? (Großbritannien die Radar Key App)
Punkt 7: Taktisch klugen Sitzplatz wählen
Fensterplätze im Zug, Reisebus oder Flugzeug sind schön, keine Frage. Allerdings sind sie für Menschen mit Inkontinenz eher ungeeignet, da sie sich im Notfall erst an Mitreisenden vorbeiquetschen müssen, um schnell aufs WC zu kommen. Wählen Sie dabei lieber einen Platz am Gang und nahe den Toiletten. Vor allem im Flugzeug ist das bei den meisten Fluglinien leicht möglich, wenn man rechtzeitig bucht.
Punkt 8: Die richtige Kleidung
Bequeme Kleidung auf Reisen ist generell empfehlenswert. Menschen mit Inkontinenz sollten zudem darauf achten, dass vor allem Hosen / Röcke leicht an- und auszuziehen sind, und zum Beispiel keine umständlich zu öffnenden Knöpfe, Gürtel oder ähnlich zeitraubende Verschlüsse haben. Zudem sollte die Kleidung am Bund nicht auf den Bauch drücken. Sicherheitshalber empfiehlt es sich außerdem, auf weiße oder helle Beinkleider zu verzichten und lieber zu dunklen oder gemusterten Farben zu greifen.
Punkt 9: Essen und trinken
Ausreichend essen und trinken ist auch auf Reisen wichtig. Greifen Sie dabei am besten zu leichten, nicht allzu schwer im Magen liegenden Lebensmitteln und verzichten auf stark harntreibende Getränke wie Cola oder Kaffee. Das beste Getränk für (lange) Reisen ist Wasser.
Punkt 10: Gehen Sie es entspannt an
Urlaub beginnt mit der Anreise! Daher lassen Sie es entspannt angehen und sorgen Sie dafür, dass sie zeitig am Flughafen oder Bahnhof sind. Das vermeidet Stress und erlaubt Ihnen zum Beispiel, die Blase nochmal in Ruhe zu entleeren oder einzuchecken, bevor die Massen ankommen. Gegebenenfalls ist es sogar sinnvoll, das Gepäck bei Flugreisen schon am Vorabend abzugeben. Auch das spart Zeit und Nerven.
Stress hingegen kann noch zusätzlich auf die Blase schlagen und dafür sorgen, dass Sie vermehrten Harndrang verspüren.
Verreisen Sie mit dem Auto, verfolgen Sie vorab Staumelder im Radio. Wann kommt es auf Ihrer Strecke zu erhöhtem Verkehrsaufkommen? Planen Sie Ihre Fahrt optimalerweise so, dass solche Stoßzeiten vermieden werden. Häufig gelingt das, wenn man sehr früh am Morgen oder bereits in der Nacht losfährt.
Fazit
Auch wenn man ein paar Punkte beachten muss, ist Reisen mit Inkontinenz mit etwas intensiverer Planung ohne weiteres möglich und einem schönen Urlaub steht nichts mehr im Weg.
Bei Fragen wenden Sie sich unter der Nummer: 02159 - 8282 877 gerne an unseren freundlichen Kundenservice oder schreiben uns eine Nachricht über das Kontaktformular. Ihnen hat der Artikel gefallen? Dann freuen wir uns, wenn Sie ihn auf Social Media teilen.
Über Sabrina Sommer
Sabrina Sommer ist seit 2019 Mitarbeiterin der ARDMED. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Krankenpflegerin unterstützt sie uns redaktionell bei der Konzipierung und Erstellung von Fachtexten jeglicher Art. Ihr Schwerpunkt liegt bei der aufsaugenden und ableitenden Inkontinenz, aber auch mit den Produkten des Medizin- und Pflegebedarfs kennt sie sich bestens aus.